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Digitale Medien

Malte Ring und Luisa Scherzinger

Digitalisierung spielt eine doppelte Rolle im Wirtschaftsunterricht, einerseits als thematischer Bezugspunkt (Digitalisierung) und andererseits hat sie das Potential, das Lehren und Lernen zu transformieren, zum Beispiel durch die unterrichtliche Einbeziehung von digitalen Medien. Digitalisierungsprozesse und digitale Medien sind außerhalb des Unterrichts omnipräsent geworden (Brahm & Wiepcke, 2023), daher inkludiert der Bildungsauftrag von Schulen auch die Förderung digitalisierungsbezogener Kompetenzen. Mehr noch, digitalisierungsbezogene Kompetenzen werden als Schlüsselkompetenz zur aktiven Teilhabe an Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur betrachtet (Al-Masri, 2023). 

Da die Befähigung von Schülerinnen und Schülern zur „gesellschaftlichen Teilhabe und Mitgestaltung“ (Kaminski, 2017, S. 37) eines der wichtigsten Ziele der ökonomischen Bildung ist, kann die Medienbildung als essentieller Teilbereich der ökonomischen Bildung gesehen werden. Die Förderung der digitalen Souveränität, also der selbstbestimmten Nutzung digitaler Medien in Kombination mit einem verantwortungsvollen Umgang mit den gesellschaftlichen Digitalisierungsprozessen, ist also von zentraler Bedeutung für den Wirtschaftsunterricht (Kirchner, 2018). Folglich sollen Schülerinnen und Schüler nicht nur „mündig mit Informationen umgehen, sondern auch die Einflussmöglichkeiten als kritischer Wirtschaftsbürger [bzw. kritische Wirtschaftsbürgerin einschätzen und] nutzen … können” (Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg, 2016, S. 5). 

Potential und Voraussetzungen für den Einsatz digitaler Medien (im Wirtschaftsunterricht)

Potenziale

Die unterrichtliche Einbeziehung digitaler Medien hat dabei das Potential, zeitgemäße Kompetenzen wie kritisches Denken, Kollaboration, Kreativität und Kommunikation systematisch zu unterstützen, vertiefte Lernprozesse anzuregen und damit eine Transformation von Unterricht zu bewirken (Al-Masri, 2023). Jedoch sorgen digitale Medien nicht automatisch zu einer Verbesserung der Lernerfolge und es gilt, den Einsatz in Bezug auf die Erfüllung fachbezogener Lernziele (Brahm & Wiepcke, 2023) sowohl im Vorhinein als auch im Nachhinein zu reflektieren. Weiterhin wird davon ausgegangen, dass der Medieneinsatz durch „vielfältige Herangehensweisen“ und „eine[r] Abfolge unterschiedlicher Lernaktivitäten“ (Petko, 2014, S. 40) gestaltet werden soll. 

Zu den Potentialen von digitalen Medien gehören zum Beispiel neue Möglichkeiten der Interaktion und (visuellen) Repräsentation, zum Beispiel können wirtschaftliche Diagramme als interaktive Graphik präsentiert werden, sodass Lernende den Einfluss von unterschiedlichen (exogenen) Faktoren auf zentrale ökonomische Kennzahlen modellieren und visualisieren können (für komplexere Graphen zum Beispiel auf https://www.econgraphs.org/). Auch die Multiperspektivität, die im Wirtschaftsunterricht besonders wichtig ist (Moral und Ethik), kann durch den Einsatz digitaler Medien gefördert werden (Scheiter, 2017). Beispielsweise steht den Schülerinnen und Schülern bei Recherchen im Internet eine breite Auswahl an Quellen zur Verfügung, welche ihnen ermöglichen, unterschiedliche Perspektiven kennenzulernen. Je nach Vorwissen und Medienkompetenz der Lernenden bedarf es bei der Recherche allerdings konstruktiver Unterstützung, die unterschiedlich stark strukturiert werden kann. Webquests sind ein Beispiel für eine stark strukturierte Recherche (z.B. in Frentz & Wiepcke, 2023). Kerres (2013) fasst seine Erkenntnisse über die Effekte mediengestützten Lernens wie folgt zusammen: „Vorteile werden besonders sichtbar, wenn … [digitale Medien] in Kombination mit traditionellem Unterricht statt als Ersatz zu traditionellem Unterricht eingesetzt [werden]“ (S. 90).

Herausforderungen

Allerdings gilt es ein übermäßiges (digitales) Medienangebot im Unterricht zu vermeiden, da dies Lernende auch überfordern kann (Mathes, 2016). Neben einem Ablenkungspotential birgt die Nutzung digitaler Medien noch weitere Herausforderungen, zum Beispiel den vereinfachten Zugang zu unstrukturierten, ungefilterten und falschen Informationen, die einsortiert und auf ihren Wahrheitsgehalt geprüft werden müssen (Mathes, 2016). Bedeutsam sind auch meist ungleich verteilte Faktoren der Lernenden: das Vorwissen, die Nutzungs- und Zugangsmöglichkeiten zu digitalen Informations- und Kommunikationstechnologien (Scheerder et al., 2017).

Aus diesem Grund ist eine konstruktiv kritische Medienbildung im Unterricht essentiell für eine erfolgreiche Mediennutzung (Mathes, 2016). Ausgehend von den curricularen Vorgaben liegt die Verantwortung für eine erfolgreiche Integration digitaler Medien hauptsächlich bei der Lehrperson. Voraussetzungen eines mediengestützten Unterrichts sind deshalb nicht nur die technische Ausstattung der Schule, sondern eben auch das Wissen, Können und die Haltungen der Lehrperson (Diethelm, 2023). Es wird erwartet, dass die Lehrpersonen hinreichend mit verschiedenen Medien vertraut sind und sich regelmäßig weiterbilden (Mathes, 2016). 

Literatur

Allbauer-Jürgensen, M., & Oberrauch, L. (2023). Digitale ökonomische Experimente. In T. Brahm, & C. Wiepcke (Hrsg.), Handbuch digitale Instrumente der ökonomischen Bildung (S. 355-366). Wochenschau Verlag. https://doi.org/10.46499/1993 

Al-Masri, B. (2023). Digitale Kompetenzen für das Lehren und Lernen im 21. Jahrhundert. In J. Aufenanger, & M. Bigos (Hrsg.), Digitalisierung in der Lehrer:innenbildung. Corona als Katalysator?! (1. Auflage, S. 52-64). Beltz Juventa.

Brahm, T., & Wiepcke, C. (2023). Handbuch digitale Instrumente der Ökonomischen Bildung. Wochenschau Verlag. https://doi.org/10.46499/1993 

Diethelm, I. (2023). Digitale Bildung in der Schule - Ein Systematisierungsversuch. In T. Brahm, & C. Wiepcke (Hrsg.), Handbuch digitale Instrumente der Ökonomischen Bildung (S. 23-38). Wochenschau Verlag. https://doi.org/10.46499/1993 

Frentz, J., & Wiepcke, C. (2023). WebQuests in der Ökonomischen Bildung. In T. Brahm, & C. Wiepcke (Hrsg.), Handbuch digitale Instrumente der Ökonomischen Bildung (S. 115-130). Wochenschau Verlag. https://doi.org/10.46499/1993 

Kaminski, H. (2017). Fachdidaktik der ökonomischen Bildung. Ferdinand Schöningh.

Kerres, M. (2013). Mediendidaktik. Konzeption und Entwicklung mediengestützter Lernangebote (4., überarb. und aktualisierte Aufl.). Oldenbourg.

Kirchner, V. (2018). Ökonomische Bildung für morgen. Ökonomisches Lehren und Lernen in Zeiten der Digitalisierung. In B. Meier (Hrsg.), Unser Bildungsverständnis im Wandel (S. 193-210). trafo Wissenschaftsverlag.

Makarova, E., & Keller, C. (2019). Berufswahl von Schülerinnen und Schülern mit Serious Games fördern. Das Spiel like2be und seine Wirksamkeit. Zeitschrift Für Theorie-Praxis-Dialog, 73(180), Article 180.

Mathes, C. (2016). Wirtschaft unterrichten. Methodik und Didaktik der Wirtschaftslehre (9. Aufl.). Verlag Europa-Lehrmittel.

Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg. (2016). Bildungsplan 2016. Wirtschaft/Berufs- und Studienorientierung (WBS). http://www.bildungsplaene-bw.de/site/bildungsplan/get/documents/lsbw/export-pdf/depot-pdf/ALLG/BP2016BW_ALLG_GYM_WBS.pdf

Petko, D. (2014). Einführung in die Mediendidaktik. Lehren und Lernen mit digitalen Medien. Beltz.

Ring, M. (2023). Erklärvideos in der Ökonomischen Bildung. In T. Brahm, & C. Wiepcke (Hrsg.), Handbuch digitale Instrumente der Ökonomischen Bildung (S. 131-144). Wochenschau Verlag. https://doi.org/10.46499/1993 

Scheerder, A., Van Deursen, A., & Van Dijk, J. (2017). Determinants of Internet skills, uses and outcomes. A systematic review of the second- and third-level digital divide. Telematics and Informatics, 34(8), 1607-1624. https://doi.org/10.1016/j.tele.2017.07.007 

Scheiter, K. (2017). Lernen mit digitalen Medien - Potenziale und Herausforderungen aus Sicht der Lehr-Lernforschung. In K. Scheiter, & T. Riecke-Baulecke (Hrsg.), Schulmanagement-Handbuch (Bd. 164, S. 33-54). Oldenbourg.

 

zuletzt aktualisiert: 01.11.2024

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Zitationshinweis

Die Inhalte dieser Homepage sind CC-BY lizenziert (https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/). Bei Verwendung der Inhalte empfehlen wir folgende Zitation:

Ring, M. (2024). Digitale Medien. In T. Brahm, M. Ring, & K. Schild (Hrsg.), Wirtschaft unterrichten. Offenes Lehrbuch für Wirtschaftsdidaktik. Online verfügbar unter: https://wirtschaft-unterrichten.de/mikrodidaktik/methodische-umsetzung/digitale-medien (zuletzt abgerufen am [Datum]).