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Lernphasen

Taiga Brahm

Lernprozesse können sich sehr unterschiedlich gestalten. Spätestens wenn die Lehrperson bei der Feinplanung der Unterrichtseinheit angelangt ist (Prozessmodell der Unterrichtsplanung), ist es notwendig, die Abfolge der einzelnen Unterrichtsphasen festzulegen. Es ist also zu entscheiden, wie die einzelnen Lernschritte auszugestalten sind und wie die Schüler*innen innerhalb dieser Phasen lernen sollen (Euler & Hahn, 2014).

Diese Planung kann durch das Lernphasenmodell nach Roth (1971) unterstützt werden. Das unten näher beschriebene Modell stellt die Problemorientierung (Problemorientierung) ins Zentrum des Lernens. Die Schülerinnen und Schüler erhalten eine Problemstellung und sollen diese in einem selbstgesteuerten Lernprozess bearbeiten und zu Lösungsmöglichkeiten kommen (Sistermann, 2008). Für alle Lernprozesse ist der Aufbau neuer kognitiver Strukturen oder die Anpassung bereits bestehender Strukturen nötig (Piaget, 1974). Das Stufenmodell nach Roth (1971) steht insofern mit den Prinzipien der Assimilation und Akkomodation im Zusammenhang.

Prinzipien der Assimilation und Akkomodation

Damit ein Lernprozess stattfinden kann, müssen kognitive Strukturen aufgebaut werden, die das Gelernte verarbeiten und abbilden (Wissenstrukturen). Hierbei unterscheidet Piaget (1974) zwei Prinzipien: die Assimilation und die Akkomodation. Nach Piaget (1974) sind dem Menschen diese Grundfunktionen angeboren; „[d]urch sie hindurch erfolgt alle Erfahrung“ (Piaget, 1974, S. 9).

Assimilation und Akkomodation

Assimilation

Bei der Assimilation werden neue Erfahrungen und Inhalte an vorhandenes Wissen angepasst, sodass das Neue in bereits bestehende kognitive Strukturen eingefügt werden kann (Piaget, 1974).

Akkomodation

Die Akkomodation hingegen verändert bestehende kognitive Strukturen. Dies geschieht in der Regel durch kognitive Konflikte oder Widersprüche (kognitive Aktivierung). Wenn neue Informationen und Erfahrungen nicht kongruent mit dem bereits vorhandenen Wissen sind, werden die bestehenden kognitiven Strukturen modifiziert und verändert (Piaget, 1974).

Diese Prinzipien sind relevant, um die Lernprozesse der Schülerinnen und Schüler zu verstehen und einzelne Lernphasen zu erstellen. Um die Prozesse der Assimilation und Akkomodation in Gang zu setzen, ist es außerdem notwendig, dass der neue Stoff an das Vorwissen und die bestehenden kognitiven Strukturen der Lernenden anknüpft (kognitive Aktivierung undLernvoraussetzungen bestimmen). An dieser Stelle setzt das Stufenmodell an.

Der Lernprozess nach dem Stufenmodell nach Roth

Das Stufenmodell nach Roth (1971) dient als Orientierung für die Strukturierung von Lernprozessen. Die Abfolge der Phasen beginnt mit der Motivation und beinhaltet anschließend eine Schwierigkeit sowie Lösungsmöglichkeiten. Daraufhin sollen die Lernenden in den Phasen des Tuns und Einübens selbst aktiv werden, bevor ein Transfer stattfinden kann (Roth, 1971). Im Folgenden werden die Phasen genauer erläutert.

Grundsätzlich sind die aufgeführten Lernschritte nicht als rein lineare Abfolge zu verstehen (siehe Abbildung), auch Interdependenzen und sich überschneidende Prozesse sind vorhanden. Das zeigt sich beispielsweise an der Motivation, die sich durch den gesamten Lernprozess ziehen soll (Roth, 1971).

Neben dem Modell nach Roth (1971) gibt es noch weitere Modelle zu Lernschritten, beispielsweise von Correll (1970) oder Sistermann (2008). Diese Modelle bestehen aus recht ähnlichen Phasen, welche von einer Einstiegs- bzw. Motivationsphase über eine Problemstellung hin zur Erarbeitung von Lösungsansätzen verlaufen. Zuletzt erfolgen in allen Modellen die Anwendung und der Transfer des Gelernten.

zum Weiterlesen

Literatur

Correll, W. (1970). Lernpsychologie. Grundfragen und pädagogische Konsequenzen (10. Aufl.). Auer.

Euler, D., & Hahn, A. (2014). Wirtschaftsdidaktik (3., aktualisierte Auflage). Haupt Verlag.

Piaget, J. (1974). Der Aufbau der Wirklichkeit beim Kinde (1. Aufl). Klett.

Roth, H. (1971). Pädagogische Anthropologie (Bd. 2). Schroedel.

Roth, H. (1976). Pädagogische Psychologie des Lehrens und Lernens (15. Aufl.). Schroedel.

Sistermann, R. (2008). Unterrichten nach dem Bonbonmodell. Ein Musikvideo als Hinführung zur Reflexion über die Endlichkeit des Lebens (ab Klasse 8). Zeitschrift für Didaktik der Philosophie und Ethik, 4, 44-46.

zuletzt aktualisiert: 01.11.2024

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Zitationshinweis

Die Inhalte dieser Homepage sind CC-BY lizenziert (https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/). Bei Verwendung der Inhalte empfehlen wir folgende Zitation:

Brahm, T. (2024). Lernphasen. In T. Brahm, M. Ring, & K. Schild (Hrsg.), Wirtschaft unterrichten. Offenes Lehrbuch für Wirtschaftsdidaktik. Online verfügbar unter: https://wirtschaft-unterrichten.de/mikrodidaktik/unterrichtsplanung/lernphasen (zuletzt abgerufen am [Datum]).