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Portfolio- bzw. Dokumentationsinstrumente in der Berufsorientierung

Tina Fletemeyer und Vera Kirchner

Portfolio- und Dokumentationsinstrumente werden häufig in pädagogischen Kontexten genutzt, beispielsweise auch im Rahmen der Berufsorientierung (Berufliche Orientierung). Dabei ist für die Arbeit mit Portfolios die Verbindung von prozess- und produktorientierten Elementen kennzeichnend (Löwenstrom et al., 2023; Ryter, 2020). Einerseits dienen Portfolios der „Dokumentation und Präsentation von schulischen Leistungen“ (Produktorientierung), andererseits lassen sie sich „für die Gestaltung von Lehr- und Lernprozessen“ einsetzen (Prozessorientierung) (Fink, 2010, S. 11). So werden Portfolios vor allem zur systematischen Dokumentation, Gestaltung und Reflexion des Berufsorientierungsprozesses der Schüler:innen genutzt. Der Einsatz von Portfolio- bzw. Dokumentationsinstrumenten wird entsprechend in zahlreichen Vorgaben zur Beruflichen Orientierung an allgemeinbildenden Schulen empfohlen, in einigen Bundesländern ist das Portfolio als Dokumentationsinstrument verpflichtend in den institutionellen Vorgaben verankert (Löwenstrom et al., 2023).

Das Portfolio gibt den Schülerinnen und Schülern zunächst die Möglichkeit, persönliche Erlebnisse und Erfahrungen, die sie beispielsweise im Rahmen von Praktika (Betriebspraktikum), Betriebserkundungen, Projekttagen, Messen oder Exkursionen gesammelt haben, systematisch und strukturiert zu dokumentieren (Löwenstrom et al., 2023; Staden & Howe, 2020). Darüber hinaus soll die Portfolioarbeit die Lernenden dazu anregen, diese Eindrücke „vor dem Hintergrund ihrer eigenen Interessen, aber auch der Anforderungen und Bedingungen der Arbeits- und Berufswelt zu reflektieren“ (Staden & Howe, 2020, S. 406). Durch eine kontinuierliche Nutzung des Portfolios soll die Berufswahlkompetenz der Jugendlichen gefördert werden, sodass sie letztendlich eine begründete Berufswahlentscheidung treffen können (Löwenstrom et al., 2023; Staden & Howe, 2020). Gleichzeitig sollen sie befähigt werden, auch zukünftig Verantwortung für ihren weiteren berufsorientierenden Prozess zu übernehmen und diesen aktiv zu gestalten (Staden & Howe, 2020).

Grundsätzlich sind die Jugendlichen für ihr Portfolio selbst verantwortlich. Sie können weitgehend eigenständig bestimmen, welche Inhalte sie in ihr Portfolio aufnehmen und welche Dokumente sie beispielsweise für Bewerbungen auswählen (Ryter, 2020, S. 399). So stärkt die Arbeit mit Portfolios die Eigenverantwortung der Schüler:innen für ihren Lernprozess und trägt damit zu einem selbst organisierten Lernen bei (Häcker, 2007; Löwenstrom et al., 2023). Bei Bedarf können die Lernenden ausgewählte Inhalte des Portfolios auch dritten Personen zur Verfügung stellen (Staden & Howe, 2020).

In der Beruflichen Orientierung lassen sich Portfolios nach ihren spezifischen Einsatzmöglichkeiten unterscheiden (Bauer& Baumgartner, 2012; Staden, 2018). So können Portfolios sowohl retrospektiv zur Reflexion der bisherigen Entwicklung als auch prospektiv zur Gestaltung der zukünftigen Entwicklung eingesetzt werden (Staden & Howe, 2020). Während das Reflexionsportfolio die Lernenden dazu anregen soll, ihren bisherigen berufsorientierenden Prozess rückblickend zu dokumentieren und zu reflektieren, soll das Entwicklungsportfolio sie dabei unterstützen, die weiteren Schritte ihrer Berufswahl zu planen und zu gestalten (ebd.). Das Präsentationsportfolio soll schließlich dazu dienen, „konkrete Portfolioinhalte für Bewerbungs- und Anschauungszwecke“ aufzubereiten (ebd.).

Im Zuge der Digitalisierung der Beruflichen Orientierung (Berufliche Orientierung) gewinnt die digital gestützte Portfolioarbeit zunehmend an Bedeutung. Elektronische Portfolios, sogenannte E-Portfolios, ermöglichen beispielsweise die Einbindung verschiedener Dateiformate wie Fotos, Videos oder Audioaufnahmen. Sie können auf diese Weise ein besonders anschauliches und vielfältiges Bild der individuellen Lern- und Arbeitsergebnisse vermitteln (Staden & Howe, 2020). Die digitale Speicherung etwa auf einem USB-Stick oder einer Online-Plattform ermöglicht außerdem einen weitgehenden orts- und zeitunabhängigen Zugriff (ebd.). So können Inhalte jederzeit „problemlos editiert, korrigiert und erweitert werden“ (ebd., S. 408). Zudem besteht die Möglichkeit, Dritten gezielt Zugriff auf das gesamte Portfolio oder auf ausgewählte Inhalte zu gewähren, indem entsprechende Zugriffsrechte vergeben werden (ebd.).

In vielen allgemeinbildenden Schulen wird bundeslandübergreifend schon seit geraumer Zeit der Berufswahlpass als Dokumentationsinstrument im Rahmen der Beruflichen Orientierung eingesetzt. Im Zuge der Digitalisierung wurde der analoge Berufswahlpass in den letzten Jahren weiterentwickelt und liegt für Schulen nun auch in einer App-Variante digital vor. Die berufswahlapp wird derzeit in vielen Bundesländern eingeführt und evaluiert. Die berufswahlapp bietet neben der klassischen Arbeit mit Portfolioinstrumenten weiterführende Angebote des mediengestützten Lernens.

zum Weiterlesen

Deeken, S. (2008). Lernportfolios in der Berufsorientierung. In G.-E. Famulla (Hrsg.), Berufsorientierung als Prozess – Persönlichkeit fördern, Schule entwickeln, Übergang sichern. Ergebnisse aus dem Programm „Schule-Wirtschaft-Arbeitsleben“. (S. 176-203). Schneider Verlag Hohengehren.

Elsholz, U. & Rohs, M. (2014). E-Portfolios für das lebenslange Lernen. Konzepte und Perspektiven. Bertelsmann Verlag.

Häcker, T. & Seemann, J. (2013). Von analogen Portfolios für die Entwicklung von digitalen E-Portfolios lernen. In D. Miller & B. Volk (Hrsg.), E-Portfolio an der Schnittstelle von Studium und Beruf. (S. 73–90). Waxmann.

Staden, C. (2014). Aus Erfahrungen von Lehrkräften im Umgang mit dem Berufswahlpass lernen – Ergebnisse einer qualitativen Studie. In: bwp@ Berufs- und Wirtschaftspädagogik – online, Aufgabe 27 (S. 1-20). https://www.bwpat.de/ausgabe27/staden_bwpat27.pdf (Zugriff am 04.06.2025).

Verschiedene Beiträge in I. Brunner, T. Häcker & F. Winter (Hrsg.) (2023), Das Handbuch Portfolioarbeit. Konzepte, Anregungen, Erfahrungen aus Schule und Lehrerbildung. (6. unveränderte Aufl.). Kallmeyer.

Literatur

Bauer, R. & Baumgartner, P. (2012). Schaufenster des Lernens. Eine Sammlung von Mustern zur Arbeit mit E-Portfolios. Waxmann.

Fink, M.C. (2010). ePortfolio und selbstreflexives Lernen. Studien zur Förderung von Reflexivität im Unterricht. Schneider Verlag Hohengehren.

Häcker, T. (2007). Portfolio: Ein Entwicklungsinstrument für selbstbestimmtes Lernen. Eine explorative Studie zur Arbeit mit Portfolios in der Sekundarstufe I. (2. überarb. Aufl.). Schneider Verlag Hohengehren.

Löwenstrom, B., Ellerbeck, S. & Staden, C. (2023). Vom Berufswahlpass zur berufswahlapp – Ein Klassiker der Portfolioarbeit in der Beruflichen Orientierung wird digital. In B. Knickrehm, T. Fletemeyer & B.-J. Ertelt (Hrsg.), Berufliche Orientierung und Beratung. Aktuelle Herausforderungen und digitale Unterstützungsmöglichkeiten. (S. 237- 253). Springer Fachmedien.

Ryter, A. (2020). Portfoliokonzepte zur Berufsorientierung. Chancen und Herausforderungen. In T. Brüggemann & S. Rahn (Hrsg.), Berufsorientierung. Ein Lehr- und Arbeitsbuch (2. Aufl., S. 398-404). Waxmann.

Staden, C. (2018). Gestaltung eines E-Portfolios-Konzepts in der Berufsorientierung. Dissertation. Universität Bremen. https://media.suub.uni-bremen.de/entities/publication/ 854ee28c-c3e4-4f4b-8224-15fc60a87070 (Zugriff am 04.06.2025).

Staden, C. & Howe, F. (2020). E-Portfolio für die schulische Berufsorientierung. In T. Brüggemann & S. Rahn (Hrsg.), Berufsorientierung. Ein Lehr- und Arbeitsbuch (2. Aufl., S. 405-414). Waxmann.

zuletzt aktualisiert: 06.10.2025

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