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Betriebspraktikum

Vera Kirchner und Tina Fletemeyer

Bei dem Betriebspraktikum handelt es sich um eine grundlegende und etablierte Methode der Ökonomischen Bildung, die zumeist im Kontext der Beruflichen Orientierung (Berufliche Orientierung) eingesetzt und vielfach in den entsprechenden Curricula und Landesverordnungen der Bundesländer (Bildungspolitische Rahmenbedingungen) vorgegeben ist. Betriebspraktika, auch Unternehmenspraktika oder Schüler:innenpraktika genannt, haben im Sinne einer Beruflichen Orientierung zum Ziel, Primärerfahrungen im betrieblichen Kontext zu ermöglichen und damit verschiedene fachliche und überfachliche Kompetenzen zu fördern (Loerwald, 2011). Konkret auf die Berufliche Orientierung bezogen, können Betriebspraktika einen Beitrag zu einer allgemeinen Orientierung in der Berufs- und Arbeitswelt und inbesondere in Unternehmen sowie bezogen auf Arbeitsplätze beitragen (Arndt, 2013). Hierbei erfahren Schüler:innen auch die Bedeutung sogenannter Schlüsselkompetenzen in der Arbeitswelt wie beispielsweise Zuverlässigkeit und Durchhaltevermögen und knüpfen erste Kontakte mit Betrieben, die möglicherweise bei einer späteren Bewerbung hilfreich sein können.

Zudem lernen die Jugendlichen regionaltypische Branchen und Ausbildungsplatzangebote kennen und können auf diese Weise mehr über ihren eigenen Wirtschaftsraum erfahren (Fletemeyer & Friebel-Piechotta, 2019). Methodisch werden Betriebspraktika der Makromethode „Praxiskontakte“ zugeordnet (Methodische Umsetzung) und gehören neben der Betriebsbesichtigung und der Betriebserkundung zu den Methoden, in denen Lernende außerschulische Realität erfahren können (Kaminski et al., 2005). Bei einem Betriebspraktikum wird ein Unternehmen bzw. Betrieb zum außerschulischen Lernort, in dem die entsprechenden Praktikant:innen einen festgelegten Zeitraum verbringen (Zusammenarbeit mit externen Partnern). 

An vielen allgemeinbildenden Schulen finden entsprechende Praktika zumeist gegen Ende der Sekundarstufe I statt. An den Gymnasien findet je nach Bundesland in der elften Jahrgangsstufe oder in der Sekundarstufe II ein ggf. auch ein weiteres Praktikum statt.

Mit der Methode „Betriebspraktikum“ wird das Ziel verfolgt, dass Schüler:innen Einblicke erlangen, die ihre beruflichen Entscheidungen unterstützen können. Praktika können als Möglichkeit der Erprobung von Berufen und auch zur Orientierung in Berufsfeldern oder aber zur Kontrastierung und dem Ausschluss beruflicher Alternativen dienen. Dabei variieren der Zeitraum des jeweiligen Praktikums, der Grad der Einbindung der Praktikant:innen in die jeweiligen Arbeitsabläufe der Unternehmen sowie die Form der Praktikumsdokumentation. 

Die Dokumentation erfolgt vielfach in Form eines Praktikumsberichts, wobei der Bericht nicht nur in schriftlicher Form erfolgen muss. Digital-gestützte Portfoliokonzepte können andere Medienformen wie Podcasts oder Kurzvideos integrieren. Dies unterstützt auch einen peerbezogenen Austausch über das Praktikum mit anderen Schüler:innen oder weiteren Interessierten wie den Erziehungsberechtigten. In der Praxis sind auch Präsentationen üblich, z.B. durch Plakate oder digital-gestützte Medienformate wie Padlets. Wesentlich ist dabei, nicht nur die Tätigkeiten während des Praktikums sehr kleinteilig festzuhalten („Praktikumstagebuch“), sondern auch thematisch mit Blick auf den spezifischen Fachkontext des Praktikums an Themen zu arbeiten. Auch die Praktikumsbetriebe sind in der Regel an den Ergebnissen der Lernenden interessiert: Daher sind Formate, die einen Dialog beider Lernorte fördern,zu bevorzugen (Zusammenarbeit mit externen Partnern).

Wesentlich ist eine Vor- und Nachbereitung des Praktikums im entsprechenden Wirtschaftsunterricht bzw. in den jeweiligen Ankerfächern sowie eine Begleitung durch die betreuende Lehrperson (Beinke, 2013). Neben einer organisatorischen Vorbereitung ist es didaktisch hilfreich, individuelle Untersuchungsschwerpunkte oder Fragen zu formulieren, die dann im Rahmen der jeweiligen Praktikumsdokumentation beantwortet werden. Auch die Kriterien der Leistungsbewertung der jeweiligen Dokumentation sollten vorab transparent gemacht werden (Bewertung von Prüfungen). Für die Schüler:innen ist es hilfreich, Rechte und Pflichten im Rahmen eines solchen Praktikums vorab anzusprechen und ein entsprechendes Erwartungsmanagement mit Fokus auf den Umfang der eigenen Tätigkeiten in den Betriebsabläufen des Unternehmens anzusprechen.

Im Hinblick auf die Nachbereitung von Betriebspraktika ist es wesentlich, die im Praktikum gemachten Erfahrungen aus einzelwirtschaftlicher Perspektive mit einer gesamtwirtschaftlichen Perspektive zusammenzubringen und die unterschiedlichen Interessen der wirtschaftlichen Akteur:innen mit Blick auf verschiedene Themen herauszuarbeiten (Kaiser & Kaminski, 2012). Eine geeignete und rechtzeitige Absprache zwischen Unternehmen/Betrieb und Schule bzw. Lehrperson und Praktikant:in beispielweise hinsichtlich der Erwartungen und Wünsche trägt wesentlich zum Gelingen des Praktikums bei. Langfristige Netzwerkbeziehungen zu Unternehmen und Betrieben in der jeweiligen Region erleichtern das Organisieren von Praktikumsplätzen für Schüler:innen und die unterstützende Lehrperson (Zusammenarbeit mit externen Partnern). Dabei sollten die Schüler:innen für das Finden und Organisieren der Praktikumsplätze die Verantwortung tragen. Hier lassen sich auch wesentliche Aufgaben mit Blick auf eine mögliche spätere Ausbildungsplatzbewerbung in einer authentischen Situation üben. Erfolgreiche Betriebspraktika ermöglichen auch in Hinblick auf die Vergabe von Ausbildungsplätzen Chancen für Unternehmen und zukünftige Auszubildende, die sich in einem unverbindlicheren Rahmen probeweise gegenseitig kennenlernen können. Umso wichtiger ist es, Lernende zu motivieren, Zeit und Ressourcen in das Finden eines geeigneten Praktikumsplatzes zu investieren und nicht nur auf naheliegende Verlegenheitslösungen zu setzen. 

Literatur

Arndt, H. (2013). Betriebspraktikum. In H. Arndt (Hrsg.), Methodik des Wirtschaftsunterrichts (S. 265–273). Barbara Budrich.

Beinke, L. (2013). Das Betriebspraktikum als Instrument der Berufsorientierung. In T. Brüggemann & S. Rahn (Hrsg.), Berufsorientierung. Ein Lehr- und Arbeitsbuch (S. 262–270). Waxmann.

Driesel-Lange, K. & Klein, J. (2024). Betriebspraktika als lernwirksame Umgebung der schulischen Beruflichen Orientierung. In K. Driesel-Lange, C. Staden & B. Ziegler (Hrsg.), bwp@ Spezial 22: Berufliche Orientierung im digitalen Wandel (S. 1–27). https://www.bwpat.de/spezial22/driesel-lange_klein_spezial22.pdf (Zugriff am 16. Juli 2025). 

Fletemeyer, T. & Friebel-Piechotta, S. (2019). Regionale Bezüge im Rahmen der Beruflichen Orientierung und des Wirtschaftsunterrichts: Potenziale und Herausforderungen. In R. Schröder (Hrsg.), Berufliche Orientierung in der Schule – Gegenstand der ökonomischen Bildung (S. 143–161). Springer.

Kaiser, F.-J. & Kaminski, H. (2012). Praktikum. In F.-J. Kaiser & H. Kaminski (Hrsg.), Methodik des Ökonomieunterrichts (4. Aufl., S. 260–274). Klinkhardt.

Loerwald, D. (2011). Das Schülerbetriebspraktikum – Betriebe als außerschulische Lernorte. In T. Retzmann (Hrsg.), Methodentraining für den Ökonomieunterricht II (S. 125–140). Wochenschau.

zuletzt aktualisiert: 28.09.2025

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